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Sein Zimmer maß exakt dreieinhalb mal viereinhalb Meter. Hinzu kamen eine kleine Küche, in der allerdings weder Stuhl noch Tisch Platz hatten, und Bad und Flur. Das war alles. Die linke Wand des Zimmers nahm ein Kleiderschrank mit Schiebetüren ein. Rechts war das Fenster, von dem man auf die hässliche Mehrzweckhalle von Earls Court blickte. Unter dem Fenster stand ein runder Tisch mit drei Stühlen, an der Stirnwand eine Couch, die zu einem Bett umgewandelt werden konnte. Von der Couch aus sah man auf die Tür, neben der auf der rechten Seite ein Regal, auf der linken der Fernseher stand. Die Miete betrug hundertfünfzig Pfund die Woche.
Willem saß am Tisch und pickte lustlos in einem Teller Spaghetti herum. Ganz gegen seine Gewohnheit gab er sich einem Anfall von Selbstmitleid hin. Warum hatte dieser Hewitt alles und er nichts? Und warum war die halbe Welt auf diesen Schwindler und Hochstapler hereingefallen? Er stand auf und ging in die Küche, wo der Teller mit lautem Getöse in der Spüle landete. Er kam zurück und lief wütend im Zimmer auf und ab, trat gegen die Möbel oder boxte mit seinen Fäusten gegen die Lammellentüren des Kleiderschranks. Dann ging er ins Bad und betrachtete sich eine ganze Weile im Spiegel, ohne eine Antwort zu finden. Zum Ekel war ihm sein Leben, und er ließ seinem Jammer freien Lauf. Seiner Seele Bitternis wollte er in Alkohol ertränken.
Er verließ das Haus, um eine Flasche Whisky zu kaufen. Sein Haus lag direkt an der Ecke Eardley Crescent und Old Brompton Road, die er in der Dunkelheit hinunterging, am Friedhof vorbei. Er hasste es, hier abends entlang zu laufen, nicht aus Angst, sondern aus Abscheu vor den Gestalten, die sich hier nach Einbruch der Dunkelheit herumtrieben. Die meisten waren entweder ausgemergelte Stricher oder verfettete Schwule in Ledermonturen. Die einen fand Willem so widerlich wie die andern. Gleich hinter der nächsten Kreuzung betrat er einen von Pakistanis geführten Laden, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Er nahm eine Flasche Jack Daniels aus dem Regal, zahlte an der Kasse und nahm denselben Weg zurück, ohne nach links oder nach rechts zu blicken. Hätte eine Schwuchtel Willem angesprochen, hätte er ihr die Flasche über den Schädel gehauen.
Vor laufendem Fernseher, dessen Ton er abgestellt hatte, goss sich Willem ein Glas nach dem anderen ein. Seine Wut auf Hewitt ließ aber nicht nach. Er überlegte, wie er seine Wut in die richtige Bahn lenken, was er Hewitt antun konnte. Ihn ärgerte vor allem, dass Hewitt immer noch selbstsicher und gutgelaunt durch die Welt stolzierte, trotz der Schwierigkeiten, in denen er bis über beide Ohren steckte. Schließlich drohte ihm nicht nur eine mehrjährige Gefängnisstrafe, sondern auch der Verlust seines Antiquitätengeschäfts, wenigstens von Teilen seines Vermögens und seiner gesellschaftlichen Stellung. Nach dem, was die Zeitungen schrieben, müsste Hewitt schon über eine riesige Portion Glück und exzellente Anwälte verfügen, um aus der Affäre einigermaßen unbeschadet herauszukommen. Sein Ruf war jedenfalls dauerhaft geschädigt, wenn nicht auf immer zerstört.
Willem hielt das mit Eis und Whisky gefüllte Glas an seine Schläfe und ließ seine Begegnung mit Hewitt Revue passieren. Zwischen Hewitt und dem Mädchen herrschte eine ungezwungene Vertrautheit, eine tiefe Übereinstimmung. Selbst ihr Gang hatte das gleiche Auf und Ab, den gleichen wiegenden Rhythmus.
Genau! Die Tochter! Hatte er sie nicht Patricia gerufen? Sie war der Schlüssel! Willem setzte sein Glas ab und sprang auf, als hätte ihn der Blitz getroffen. Er trommelte auf den Tisch. Warum war er nicht eher darauf gekommen? Die Tochter war Hewitts wunder Punkt! Für sie würde Hewitt alles tun. Plötzlich schien ihm alles ganz einfach: Er würde die Tochter entführen und für sie das Geld verlangen, das er so dringend brauchte. Und Hewitt würde es ihm geben. Das Risiko wäre begrenzt. Ein Mann wie Hewitt, selbstgerecht und überheblich, würde nie die Polizei um Hilfe bitten, insbesondere nicht in seiner gegenwärtigen Situation. Also hieß es: Er gegen Hewitt, Mann gegen Mann. Er würde es ihm zeigen. Er würde sich mit ihm messen, und er würde ihn besiegen.
Halbbetrunken und in dem Bewusstsein, unbezwingbar zu sein, schlief Willem an diesem Abend in seinem Zwanzig-Quadratmeter-Appartement ein.